Der konstruktive Umgang mit dem Gefühl der Wut ist äußerst wichtig. Es nicht der Weg, sich selbst unkontrolliert von ihr leiten zu lassen. Aber auch nicht, sie komplett zu unterdrücken. Es geht darum, sie als wichtigen Signalgeber zu erkennen, sie zu fühlen und daraus weise Entscheidungen zu treffen. Wut will uns etwas sagen und uns zu einer Veränderung bewegen. Ohne Wut könnten wir nicht uns selbst leben. Erfahre in diesem Artikel, wie du mit der Wut konstruktiv umgehen kannst und was mein Weg zur Wut war, als ich sie komplett unterdrückte.
Umgang mit Wut: Eine Kurzanleitung
Wenn du den Kontakt zu dem wichtigen Gefühl der Wut verloren hast, kannst du die folgende Kurzanleitung verwenden, um dich wieder mit deiner Wut zu verbinden und konstruktiv damit umzugehen.
- Wut ist dazu da, um dich für deine Grenzen einzusetzen. Mach dir klar, dass Wut ein wichtiges Gefühl ist, das du für deine Selbstverwirklichung brauchst. Du brauchst die Wut, um dein Leben zu leben, denn ohne sie gäbe es keinen Grund für Veränderung.
- Mache dir bewusst, welche Angst du vor deiner Wut hast, denn sie hindert dich daran, Wut überhaupt fühlen zu können. So wird sie im Keim erstickt und unterdrückt, was fatal ist. Mach dir bewusst, vor was du genau Angst hast. Ist es, diese aggressive Energie in dir überhaupt zu spüren? Die Kontrolle zu verlieren? Oder andere zu verletzen?
- Wenn du Wut gar nicht mehr fühlen kannst, ist der erste Schritt, dich für deine Wut zu öffnen. Erlaube dir, dieses Gefühl zu fühlen. Spreche dir selbst ganz bewusst diese Erlaubnis aus.
- Lade die Wut ein und vertraue darauf, dass sie in einem Maße kommt, sodass du damit konstruktiv umgehen kannst. Vertraue darauf, dass dir und anderen dabei nichts passieren wird. Denn heute als erwachsener Mensch bist du in der Lage, mit der Wut weise umzugehen.
- Mache dir in allen Lebensbereichen bewusst, wo deine persönlichen Grenzen sind und wo diese möglicherweise überschritten werden. Wo vernachlässigst du dich selbst, weil du dich anderen Menschen unterordnest und dich ihrem Willen fügst? Erlaube dir an diesen Punkten, Wut zu fühlen – sie ist dein Antrieb, Grenzen zu ziehen und „Nein“ zu sagen.
- Wenn in einer Alltagssituation die Wut kommt, ist es das Wichtigste, das Gefühl einfach nur zu fühlen. Das bedeutet nicht, dass du sie wie Hulk nach außen bringen musst. Ich rede vom Fühlen. Spüre die Wut in deinem Körper und fühle das Gefühl, ohne zu handeln. Dies ist der wichtigste Schritt, den du unbedingt beherrschen solltest.
- Wenn du in der Lage bist, die Wut zu fühlen, ohne Handeln zu müssen, aber Handeln zu können, bist du im Besitz deiner inneren Freiheit. Üblicherweise trifft man nie die richtige Entscheidung, wenn man vollkommen von Wut erfasst ist. Fühle sie dann einfach nur für dich und treffe danach eine weise Entscheidung, wie du Grenzen setzt bzw. dich für deine Bedürfnisse einsetzen willst.
Unter der Wut steckt immer ein anderes Gefühl. Es kann z.B. eine Angst sein, eine Scham oder eine Traurigkeit. Erforsche das für dich selbst: Welches kommt zum Vorschein, wenn du die Wut als reines Gefühl druchfühlst?
Frage dich auch nach deinen Bedürfnissen und Grenzen, wenn du wütend bist: Was ist es, das dich gerade verletzt?
Mit diesen Selbstreflexionen bist du in der Lage, wirklich weise Entscheidungen zu treffen. Dabei lässt du nicht deine Wut agieren, sondern dich. Die Wut ist nur ein Signal für dich, um dich für dich oder andere einzusetzen.
Die Wut ist ein Signal für Veränderung.
Ein Erfahrungsbericht im Umgang mit Wut
Es ist der 29. November 2013. Schon seit längerer Zeit bin ich auf der Suche nach meiner Begeisterung. Begeisterung, wie ich sie als Kind empfunden habe, als ich staunend die Welt erforschte und beim Spielen alles um mich herum vergaß. Bis vor Kurzem dachte ich, ich müsste mir im Außen etwas Neues suchen, das mir Begeisterung und Freude bereitet – eine Tätigkeit, ein Hobby oder eine Beschäftigung. Ich irrte mich.
Warum habe ich es so schwer, Begeisterung zu empfinden?
Heute habe ich ein klares Zeichen bekommen, das mir den Weg zu meiner inneren Begeisterung weist. Ich stelle fest, dass gewisse Kanäle in meinem Körper verstopft sind, sodass meine Lebensenergie mich nicht vollständig durchfluten kann.
Es scheint wohl Blockaden in mir zu geben. Geistige wie Körperliche, die natürlich in Verbindung zueinander stehen. Unterdrücke ich gewisse Gedanken aufgrund von Angst, entsteht ein Energiestau im Körper. Geschieht das öfter, manifestiert sich diese Blockade in Form von Verspannungen.
Körperblockaden durch angestaute Wut
Jedes mal wenn ich etwas sagen oder machen will, um mich auszudrücken und mitzuteilen, und ich dies wegen irgendeiner Angst nicht tue, züchte ich meine Blockaden heran. Diese Blockaden ziehe ich wie eine Kugel, die an mein Bein gefesselt ist, hinter mir her. Sie belastet mich und sorgt dafür, dass ich auch in allen weiteren Lebenssituationen nicht mein volles Potenzial lebe. Ich fahre sozusagen mit „angezogener Handbremse“.
Dadurch, dass ich nicht alles ausdrücke, was in mir vorgeht, brenne ich auf Sparflamme. Ich unterdrücke meine Ängste und schlechten Gefühle, lasse sie nicht zu und wundere mich dann, warum ich mich nicht mehr begeistern kann.
Erst heute habe ich wieder einmal gespiegelt bekommen, dass diese negativen Emotionen, die ich nicht ausdrücke, ein unglaubliches Potenzial mit sich bringen.
Wut und Ärger runtergeschluckt
In meinem Fall sind es Wut und Ärger. Ich habe jahrzehntelang so einiges runtergeschluckt, mit mir machen lassen und mich nicht gewehrt. Ich habe nicht gesagt, welche Gefühle ich dabei habe, wenn ein Mensch etwas Bestimmtes sagt oder macht. Ich hatte keinen Bock auf Streit und Disharmonie. Also habe ich den Brocken runtergewürgt, anstatt meine Gefühle zu zeigen.
Was ich dabei nicht wusste, ist, dass ich es einmal mit dem Fehlen von Begeisterungsfähigkeit bezahlen würde. Sicherlich gab es auch Zeiten in meinem Leben, in denen das Ausblenden von negativen Emotionen eine nur allzu nützliche Schutzfunktion war. Nämlich in den Zeiten, in denen ich zu jung und unerfahren war, um mit diesen Schmerzen umzugehen. Vergangen sind sie deshalb nicht. Sie sind in den Zellen meines Körpers gespeichert. Das wird so lange der Fall sein, wie ich all die unterdrückten Gefühle und Emotionen nicht fühle.
Fühlen als Weg zur Begeisterung
Wenn du also mehr Freude, Begeisterung und Harmonie im Leben haben willst, fühle das, was unterdrückt wurde. Das können Angst, Wut, Ärger, Hass, Schmerz, Trauer oder Groll sein – alles was viele von uns Menschen einfach nicht fühlen wollen.
Es gibt kein Leben, das nur aus Harmonie besteht. Das wäre kein echtes Leben.
Wir leben hier auf Erden nun mal in der Dualität und so gibt es hier zwei Pole. Sonne und Mond, Mann und Frau, Plus und Minus, gut und schlecht, Tag und Nacht, Freude und Trauer, Harmonie und Disharmonie, Hass und Vergebung. Alles besteht, weil es einen Gegenpol gibt und braucht, der es ausgleicht.
Und so muss ich sagen, dass ich mich gut fühle, lebendiger fühle, wenn ich mich meiner Angst, meiner Wut und meinem Ärger zuwende. Der richtige Umgang mit Gefühlen ist also, sie einfach nur zu fühlen. Das Leben schenkt mir dazu alle Hinweise, Werkzeuge und Menschen, die mir dabei helfen. Ich muss nur die Augen öffnen, sehen und den Weg gehen.
Mein Kontakt zur Wut
Alles fing an vor knapp einem Jahr an, als mir meine damalige Freundin erzählte, dass sie was mit einem meiner Freunde hatte. Als sie mir schilderte, wie es ablief und was die beiden gemacht haben (denn ich wollte es wissen), war mein Verstand erfüllt von Gedanken der Wut, des Ärgers und des Hasses.
Das Komische war nur, das ich im Körper nichts gespürt habe. Außer dass mein Herz immer schneller schlug und ich beinahe umgekippt bin. Ich war/bin wütend auf ihn und sie, aber mir fiel keine Möglichkeit ein, meine Gefühle auszudrücken. In all den Jahren habe ich wohl verlernt, diese Emotionen zu empfinden, Gefühle zu beschreiben und auszudrücken.
Als ich einem Freund erzählte, dass ich nicht an meine Wut herankomme, meinte er, das sei kein Problem. Er sagte mir: „Kauf dir einen Mundschutz. Ich besorg uns Boxhandschuhe und wir treffen uns auf dem Tempelhofer Feld“.
Ich bin ihm überaus dankbar für das, was dann passierte. Seit Langem war ich mal wieder damit konfrontiert, zu kämpfen. Einen Menschen zu schlagen und selbst Hiebe einzustecken. Allein schon in dieser Situation zu sein, brachte mich zu meiner Angst.
Wir gingen nicht zimperlich miteinander um. Als ich am Boden lag, hat er mich angefeuert und motiviert, nicht aufzugeben. So hat er dafür gesorgt, dass ich auch zu meiner Wut kam und diese auch gleich herrauslassen konnte.
Was tief vergraben ist, braucht also einen entsprechend harten Auslöser, damit es wieder zum Vorschein kommen kann. So gesehen kann ich das Abenteuer meiner Freundin auch als Geschenk sehen.
Das Positive der Wut
Ich habe festgestellt, dass Aggression auch konstruktiv genutzt werden kann, als Treibstoff für Kreativität, Ehrgeiz, Selbstsicherheit und Motivation. Sie gibt mir die nötige Energie, mein Potenzial zu entfalten. Denn ich für meinen Teil habe entschieden: Ich möchte nicht mehr auf Sparflamme brennen, ich möchte ein gewaltiges Feuer sein!
Falls du auch an deiner Wut und deiner Aggression arbeiten möchtest, kann ich dir abschließend noch ein paar Tipps weitergeben:
- Achte auf die Gefühle in dir, nehme sie wahr und fühle sie; weine, wenn du kannst
- Teile deine Gefühle mit, anstatt sie zu unterdrücken oder runterzuschlucken
- Suche konstruktive Kanäle, um an deine Aggression heranzukommen und sie in einer Form herauszulassen, bei der niemand Schaden nimmt. Such dir dazu z.B. eine passende, aktive (Kampf-)Sportart
- Auch auf therapeutischem Weg kannst du deiner angestauten Wut und Aggression näher kommen, um dein Potenzial zu entfalten. Für Menschen im Berliner Raum gebe ich an dieser Stelle zwei Adressen weiter: Moritz Schumacher und Julian Huntgeburth.
In Zukunft werde ich sicherlich noch mehr über meinen Weg zur Begeisterung, den Umgang mit meiner Wut sowie den Umgang mit anderen Gefühlen berichten. Ich kann dir abschließend nur sagen, dass Wut und Ärger zum Leben absolut dazugehören. Wenn du solche Emotionen in dir trägst, ist der Weg der Heilung, diese Gefühle zuzulassen und zu transformieren, wie auch immer das geschieht.
Sie (aus Unbewusstheit) an seinen Mitmenschen auszulassen, ist sicherlich keine konstruktive Transformation, denn es erzeugt nur neues Leid. Zur Not rennst du in den Wald, schreist, schüttelst dich und zerlegst totes Geäst. Das meine ich ernst.
Primär und letztlich geht es jedoch um das Fühlen an sich, wofür wir das Gefühl nicht ausdrücken müssen. Das Ausdrücken ist nur eine anfängliche Hilfe, um überhaupt wieder in Kontakt mit den eigenen Gefühlen zu kommen. Den Einstieg in dieses Thema und Anleitungen zum Lösen von Körperblockaden findest du im Buch „Dinge, die ich gerne mit 21 schon gewusst hätte„.
Zum Weiterlesen
- Ein Blick nach Innen sagt viel über dein Wohlbefinden aus
- Das gesunde Maß der Dinge: Führen und Folgen
- Bist du dir selbst gegenüber aufrichtig?
- Erkenne deinen Schatten: Was unterdrückst du?
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